Nachdem wir in einem Altarm des Rheins bei Neuwied Grundberührung hatten, verlief unsere Reise, bis auf ein treibendes Stück Holz, das Senangs Propeller leicht verzog, weitgehend reibungslos.
Die Fahrt über den Main zeichnete sich insbesondere durch sehr viele Bäume aus und blieb darüber hinaus weitestgehend unspektakulär. Der
angekündigte, geringe Gegenstrom war aufgrund des starken Regens allerdings schon fast mit dem Rhein vergleichbar. Dennoch zogen wir relativ schnell durch 34 Schleusen hindurch, in den
Main-Donau-Kanal. Die Schleusen im MDK erreichten dann eine neue Dimension. Nicht selten wurden wir um 25m nach oben gehoben und die Strömungen in der Schleuse waren massiv. So massiv, dass es
mir kaum möglich war Senang über die Mittelklampe an der Mauer zu halten. Eine, eigens von mir entwickelte Technik, gleichzeitig Leine, Bug- und Heckstrahlruder im Cockpit zu bedienen, war nur
anfangs von Erfolg gekrönt. Ab der Schleuse Eibach war auch das nicht mehr möglich. Gott sei dank jedoch sind diese Schleusen mit Schwimmpollern versehen, welche unbedingt verwendet werden
sollten. Einhand ist es andernfalls kaum mehr zu bewältigen. Schlaue Ratschläge, wie die eines Schleusenmeisters, dass man das Boot nur gut fest machen müsse, dann passiere auch nichts, kann man
getrost vergessen. Das Wasser steigt und die Leine wird länger und länger und 15 Tonnen lassen sich mit Muskelkraft gegen Strom nicht mehr ziehen. Auch eine Leine oder ein Schleusenhaken lässt
sich dann nicht mehr auf die nächst höhere Ebene umhängen. Schleusenmeister, die so etwas behaupten, haben noch nie einen Stahlverdränger alleine geschleust. Grundsätzlich habe ich in der
Bergschleusung immer am hinteren Ende der Schleuse festgemacht. Experten, die behaupten, dass es den Bug als erstes von der Mauer weg drückt, haben ebenfalls noch nicht geschleust. Bei mir war
das Heck das "Problem" und nur mit extremer Anstrengung konnte ich es wieder an die Mauer befördern. Ab Eibach geht das nicht mehr. Der Strom wird einfach zu stark. Talschleusungen hingegen sind
die reinste Entspannung. Hier ist allerdings darauf zu achten, dass beim Festmachen am Schwimmpoller immer etwas mehr Lose auf die Leine gegeben wird, als man vielleicht für notwendig hält. Die
Schwimmpoller reagieren nur mit Verzögerung auf den fallenden Wasserstand. Generell sollte man Leinen nie an der Klampe belegen, sondern immer auf Slip lassen. Wer allerdings gleichzeitig Bug-
und Heckstrahlruder bedienen muss...wie dem auch sei, jedes Boot ist anders und am Ende muss jeder aufmerksam beobachten, wie sich das Boot in der Schleuse verhält und entsprechend reagieren. Auf
meiner Reise traf ich eine ältere Dame, die sehr häufig mit Ihrem 10m Boot, einhand schleust. Beim Kauf des Bootes hat sie bereits darauf geachtet, dass der Knopf für das Bugstrahlruder von der
Mittelklampe aus erreichbar ist-eine weise Entscheidung.
Liebe Grüße aus dem wunderbaren Bayern :).